Mein Hausherr, war extra nochmal gekommen (wohnte selber nicht mit im Haus), um mich zu verabschieden. Nach meinem kleinen Frühstücksabstecher zu der Pizzeria am Wasser, die natürlich auch Frühstück anbot, wurde ich mit den Worten verabschiedet, in Zadar auf mein Bike aufzupassen. Ich winkte ab und sagte, habe Lenkradschloss, Bremsensperre plus zwei unabhängige GPS Trecker mit Bewegungsalarm. Da lachte er nur und sagt, die kommen mit LKW, rein mit dem Bike und ab nach Bosnien. Das Kroaten und die Bosnier nicht die besten Beziehung haben war mir ja bereits bekannt, aber dass es so krass sein soll, wollte ich dann auch nicht glauben. Vorsorglich hatte ich ja meine Unterkünfte auch nach dem Kriterium ausgesucht, ob sie genau einen verschlossenen Parkplatz haben. Zwischen „jaja, für Bike kein Problem“ und sicher verwahrtem Gefährten gibt es wohl aufgrund der Sprachbarriere unterschiedliche Auffassungen, wie ich später dann noch erfahren durfte.
Also mit frischem Mut Richtung Zadar gestartet und vorher noch an der Tanke im Ort gehalten. Theoretisch sollte ich genau mit einer Tankfüllung zum Ziel kommen.
Und während ich mich wieder mit vollen Tank fahrfit mache (etwas trinken, nochmal alle Gurte prüfen, Haare versorgen, Ohropax anpassen, GoPro auf Funktion prüfen, Wasser verstauen, Geldbörse und Handy auf Existenz überprüfen, Jacke so verschließen, dass viel Fahrtwind durchkommt…) werde ich angehupt. Es ist der nette Papa vom Hausherrn, der sich auch noch von mir unbedingt verabschieden möchte. Alle sehr nett hier 🙂
Dann gehts los. 345 Kilometer bis ans Ziel klingt erstmal nach nicht viel. Es wehte ein leichter, ständiger Wind, das ist ja auch soweit ok. Das kühlt ein wenig während der Fahrt. Es soll nämlich sehr sehr heiß werden. Naja, 22 Grad sind ja nix gegen die anvisierten 30 in Hamburg. Ich freute mich auf die Küstenstraße, von der ich schon so viel gehört hatte und warum ich letztendlich ja her gefahren bin. Während zu Anfang die kleine Wäldchen den Wind gut abhielten wurde er dann auf Brücken und offenen Stellen immer doller bis heftig.
Leider hatte ich nicht die ganze Zeit die GoPro an, so verpasste mein Videobeweis leider ein kleines Schild, auf dem bei der Vorbeifahrt fast alle Fahrzeugarten abgebildet waren und ein rote „Warnleuchte“, wie ich es denn später interpretierte, wohl auf irgendetwas Wichtiges hinwies. Dass es sich hier um einen Hinweis, aller, bitte ausreichend Trinken ins „Death Valley“ mitnehmen handeln könnte, war mir bis dato aber nicht klar. Im Nachhinein war dies vermutlich die Warnung auf die nicht vorhanden Tankstellen hinzuweisen und dass es fürs Motorräder eng werden könnte mit einem Dreiviertel Tank zur nächsten Tankstelle zu kommen.
Aber das wußte ich zu diesem Zeitpunkt ja nicht und so fuhr ich munter weiter, recht dynamisch, auch nicht benzinschonend, während der Wind immer heftiger wurde. Als alte Surferin vermutete ich auf dem Wasser eine Windgeschwindigkeit von 6-7 Beaufort, das ist ordentlich und fürs Surfen (Sinker) eigentlich genau der Startschuss die Segel zu hissen, aber als Schrankwand durch die vor allem sehr schnell wechselnden Winde zu fahren macht überhaupt keinen Spaß. Erschwerend kam noch dazu, dass die Winde nicht ständig von einer Seite kamen, das wäre ja noch kalkulierbar gewesen, sondern mal von rechts, von vorne, von links.
Vor lauter Anstrengung in der Spur zu bleiben hatte ich total ignoriert auf die Tankanzeige zu achten, bis mir so nen kleines gelbes Lämpchen auffiel, das hatte ich ja noch nie gesehen. Wer mich kennt, in der Regel tanke ich immer voll, so dass ich beim nächsten Start immer einen vollen Tank habe. Und auch zwischendurch tanke ich lieber einmal zu viel als zu wenig, da es für mich eine Horrorvorstellung ist, irgendwo im Nirgendwo liegen zu bleiben wegen Benzinmangel und dann noch in einem fremden Land, deren Sprach man nicht spricht. In ein paar Kilometern sollte aber auch schon eine Tanke kommen. Mich empfing ein Gerippe aus Beton und herausstehenden Stahlgeflechten. Ok, das kann mal passieren. Auf der Zweiten, die noch angezeigt wurde, ruhte somit meine ganze Hoffnung.
Hier ein ca. 4 Minuten clip, auf dem man gut sehen kann, wie ich gegen den Wind kämpfe. Die ersten zwei Einstellungen sind noch sehr windgeschützt und danach wird’s heftig, hört man auch sehr schön im Audio. Das Gewackel ist das Ergebnis, meines Gegensteuerns, damit ich nicht umfalle oder in den Gegenverkehr gerate.
Video vom Gegenwind
Nun aber zurück zu meinem Benzinproblem, welches ich ja immer noch nicht gelöst hatte. Auch die zweite Tanke war nicht existent, einfach nicht da! So hielt ich an zum Krisengespräch. Zurück zum Polizeiauto, welches ich kurz vor meinem Stopp gesehen hatte, und mich als Nerd outen, „sorry, haben sie mal nen bisschen Benzin für mich“. Meine Anzeige sagte, dass ich noch ca. 70 Kilometer fahren könne. Navi und Google Maps zeigten zwar unterschiedliche Tankmöglichkeiten, die nächste ist in ca. 80 Kilometer, Richtung Ziel. Alos eben einfach weiter fahren. Das erforderte eine neue Fahrtaktik. Ich stellte mich an die Straße, wartete auf das nächste Fahrzeug, möglichst hoch (wurde dann leider nur ein Passat), der aber ein sehr gutes Tempo fuhr. Sehr gleichmäßig und ruhig. Ich hängte mich ran und die Restweite sank weniger schnell, als ich die Kilometer herunterfuhr. 150 PS, 2,3 Liter und wenn man die Zylinder streichelt sind sie auch gar nicht so durstig. Mein niedertouriges ohne starke Beschleunigung auskommender Fahrstil zahlte sich aus! Letztendlich erreichte ich die nächste Tanke, die mein Navi übrigens nicht kannte, dann mit einer Restweite von 20 Kilometer.
Jetzt kann ich mir auch ungefähr vorstellen, was auf diesem Warnschild und in Kleinschrift wohl gestanden haben mag.
Eine kleine Hürde in Zadar gabs dann auch noch, die Tour de Kroatia blockierte die komplette Innenstadt, so dass ich quasi kaum reingefahren war, schon wieder rausgeführt wurde, um mit einem riesigen Umweg, dann doch letztendlich an meiner Unterkunft anzukommen.
Die Unterkunft in Zadar war super. In einer Sackgasse gelegen, sah aus wie eine Villengegend. Eigens Grundstück mit Parkplatz und eingezäunt, sehr sympathisch. Der Gastgeber ein sehr netter junger Mann, nahm zwar beide Ausweise, den alten (originalen) und den Zusatzausweis mit meinem neuen Name und gab mir aber meine eigentlich gültige echte ID wieder zurück und sagte, dass sei der Falsche. Kurz drauf kam er zurück und meinte, dass er den Ausweis aus Deutschland so gar nicht kenne und mein Geburtstag würde fehlen. Aber weiter nachgefragt hat er nicht. Ist mir so jetzt auch noch nicht passiert 😉
Er bot mir auch an, mit mir eine kurze Rundfahrt mit seinem Auto zu machen, dass ich eine grobe Orinientierung habe. Super, haben wir gemacht. Wieder an der Unterkunft angekommen, stellte er mir ein Fahrrad hin und meinte „ist besser als Motorrad“ kommt man besser an die Altstadt ran“ 😉
Gesagt getan. So radelte ich auf einem Kinder Mädchen Fahrrad Richtung Innenstadt.
Ein paar Bilder ohne Kommentar.
„Gruß an die Sonne“ ist eine Lichtinstallation die Abends nach Sonnenuntergang zu Leuchten beginnt. Sehr schön, fast schon meditativ. Zum Glück waren nur wenige Leute da. Und doch, auch die Wenigen hatten das Bedürfnis auf die Installation zu gehen, um sie mit Blitz zu fotografieren. Dass das aus mehreren Gründen nichts werden kann ist doch eigentlich klar, wollte mich jetzt hier nicht als Klugscheißerin aufspielen und ließ sie gewähren 😉
Als ich wieder in der Unterkunft angekommen bin, fiel ich todmüde ins Bett und freute mich schon auf den zweiten Teil der Küstenstraße, aber dieses mal immer mit ausreichend Benzin im Tank.
Guts Nächtle!